Monheimer-Salzsauer
Das Monheimer Salzsauer-Verfahren: Eine umfassende Betrachtung der einstufigen Sauerteigführung
Das Monheimer Salzsauer-Verfahren, eingeführt im Jahr 1958 und überarbeitet im Jahr 1971 von E. Vom Olein, stellt eine bewährte Methode der Sauerteigführung dar, die sich durch ihre Flexibilität und besonders tolerante Stehzeiten auszeichnet. Diese Methode bietet eine interessante Alternative zu komplexeren, mehrstufigen Verfahren und ist besonders nützlich für die Herstellung von Roggen- und Mischbroten mit ausgeglichenem Geschmack und Textur.
Grundlagen des Monheimer Salzsauer-Verfahrens
Das Monheimer Salzsauer-Verfahren ist eine einstufige Sauerteigführung, bei der dem Sauerteig 2% Salz, bezogen auf die Sauerteigmehlmenge, zugesetzt werden. Dieses Salz erfüllt mehrere wichtige Funktionen:
- Hemmung der Hefevermehrung: Das Salz reduziert die Hefevermehrung und verzögert die Säureentwicklung, was das Überaltern des Sauerteigs verhindert.
- Verbesserung der Teigqualität: Der Sauerteig erhält durch das Salz einen besseren Stand und eine feinere, gleichmäßigere Porung im Endprodukt.
Eigenschaften und Wirkungsweise
1. Reifezeiten und Stehzeiten
Die Reifezeit des Sauerteigs beträgt im Monheimer Salzsauer-Verfahren zwischen 18 und 24 Stunden. Diese relativ lange Reifezeit ermöglicht eine stabile Entwicklung der Mikroorganismen, trotz der hemmen Wirkung des Salzes. Der Sauerteig kann anschließend bis zu 3 Tage weiterstehen, ohne seine Qualität wesentlich zu verlieren. Bei längeren Stehzeiten über 48 Stunden ist es ratsam, den Sauerteiganteil im Teig um 3-5% zu reduzieren, um die Qualität des Endprodukts zu erhalten.
2. Anstellsauer und Konsistenz
Die Anstellsauermenge beträgt 20% der zu versäuernden Roggenmehlmenge. Diese hohe Menge an Anstellgut ist erforderlich, da die Aktivität der Mikroorganismen durch das Salz stark eingeschränkt wird. Der Sauerteig hat eine Konsistenz mit einer Teigausbeute (TA) von 200, was bedeutet, dass er sehr weich ist.
3. Temperaturführung
Zu Beginn der Reifezeit beträgt die Temperatur des Sauerteigs je nach Raumtemperatur etwa 35-30°C. Während der Reifezeit fällt die Temperatur auf 20-25°C. Diese Temperaturführung sorgt für eine gleichmäßige und effektive Reifung des Sauerteigs. Bei Temperaturen unter 20°C kann der reife Sauerteig bis zu 72 Stunden haltbar sein, bevor er seine Qualität verliert.
Anwendung im Brotteig
1. Teiglockerung
Für die Teiglockerung wird dem Brotteig zusätzlich 1-1,5% Hefe, bezogen auf die Gesamtmehlmenge, beigefügt. Es ist wichtig, die bereits im Sauerteig enthaltene Salzmenge bei der Teigherstellung zu berücksichtigen, um das richtige Gleichgewicht zwischen Geschmack und Teigstruktur zu gewährleisten.
2. Mehlmengen und Sauerteiganteil
Die Menge des zu versäuernden Mehls variiert je nach Brotsorte:
- Weizenmischbrote: 50-100% der Mehlmenge werden durch den Sauerteig versäuert.
- Roggenmischbrote: Etwa 40% der Mehlmenge.
- Roggenbrote: 30-35% der Mehlmenge.
Diese Flexibilität ermöglicht es, das Monheimer Salzsauer-Verfahren an unterschiedliche Rezepturen und Anforderungen anzupassen.
3. Anstellgut und Lagerung
Das Anstellgut wird nach etwa 24 Stunden Reifezeit vom reifen Sauerteig abgenommen und kühl aufbewahrt. Wenn der Sauerteig über mehrere Tage oder sogar als Wochensauerteig geführt werden soll, empfiehlt es sich, das Anstellgut bereits sechs Stunden nach der Sauerteigbereitung abzunehmen und bis zum nächsten Ansatz kühl zu lagern. Die benötigten Mengen des fließfähigen Sauerteigs können entweder abgewogen oder anhand von Volumeneinheiten (Litergewicht) dosiert werden.
Führungsparameter für das Monheimer Salzsauer-Verfahren
Führungsparameter für das Monheimer Salzsauer-Verfahren zusammengefasst:
- Zu versäuernde Roggenmehlmenge: Bis zu 30-40%
- Anstellgutmenge: 20%
- Salzzugabe: 2%
- Teigausbeute: 200%
- Anfangstemperatur: 33-35°C, nach 6 Stunden auf 20°C absenken
- Reifezeit: 18-24 Stunden
- Stehzeit: Bis zu 3 Tage
Fazit
Das Monheimer Salzsauer-Verfahren bietet eine robuste und flexible Methode zur Herstellung von Sauerteigen, die sich durch ihre toleranten Stehzeiten und die Möglichkeit zur Herstellung eines mild-säuerlichen Brotaromas auszeichnet. Durch die Zugabe von Salz wird nicht nur die Hefevermehrung reguliert, sondern auch die Teigqualität verbessert. Für Bäcker, die auf der Suche nach einer zuverlässigen und einfach zu handhabenden Sauerteigführung sind, stellt das Monheimer Salzsauer-Verfahren eine hervorragende Wahl dar.
19 Kommentare
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Klaus Fröhlich
Hallo Dietmar,
sollte man das Fallen der Temperatur durch bestimmte Maßnahmen steuern, oder ist der Sauerteig in dieser Hinsicht tolerant?
Viele Grüße
Klaus
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Dietmar Kappl
Hallo Klaus,
der Sauerteig ist diesbezüglich sehr tolerant 😉
Lg. Dietmar
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Mathias Giacomuzzi
Wenn ich das Verfahren in einer Bäckerei Anwenden möchte. Wie gehe ich mit der höheren Raumtemperatur um? Der Salzsauer braucht doch die Phase U wo der Teig kühler wird. Gibts da Tricks ohne jetzt in irgendwelche Geräte zur Kühlung zu investieren?
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Dietmar Kappl
Hallo Mathias,
in Bäckereien werden diese Sauerteige in Sauerteiganlagen geführt! Der Sauerteig reift und wird zugleich im selben Kessel runtergekühlt und gelagert 😉
Lg. Dietmar
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Stefan
Hallo Dietmar!!!
Vielen, vielen Dank für deine Homepage und die vielen Info´s; ein wares Paradies für´s Brotbacken. 🙂
Ich bin auf ein Rezept (Weizen-Roggen-Mischbrot) mit Salzsauer gestoßen. Der Salzsauer wird da als alleiniges Triebmittel genutzt. Die TA des ST ist bei 200. Verarbeitet werden soll der ST nach 12 – 16 Stunden reife bei 20 – 22 Grad.
Wenn ich den Sauerteig erst nach 18 – 24 Stunden verarbeiten möchte, würde es klappen, die Anstellgutmenge auf 10 % zu reduzieren, oder würdest du eher die (Anfangs-)Temperatur reduzieren (und ggfs. mehr Salz, 4 %?)?
Vielen, vielen Dank dir nochmal für deine geniale Seite!!!
LG
Stefan
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Dietmar Kappl
Hallo Stefan,
aus heutiger Sicht würde ich die Anstellgutmenge reduzieren!
Mehr Salz auf keine Fälle weil diese die Mikroorganismen… 🙁
Lg. Dietmar
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Stefan
Vielen Dank dir!!!
Ich werde es dann mal mit weniger Anstellgut probieren. Bin gespannt auf das Ergebnis. 😊
LG
Stefan
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Rainer
Hallo Dietmar,
ich habe mal wieder was ausprobiert und es gelang:
ein reines Sauerteigbrot mit Roggen und Dinkel zu jeweils 50%. Der Roggen wurde komplett versäuert und damit wollte ich testen, ob das Brot nicht zu sauer wird.
Wichtig: Sauerteig zweimal auffrischen, damit er genügend Trieb bekommt und milder wird.
Rezept: Teig: 1670g, TA 165
Sauerteig:
10g Salz
480g Wasser ca. 40 °C
200g Waldstaudenroggenmehl Vollkorn
280g Champagnerroggenmehl Vollkorn
40g ASG TA 200
Zuerst das Salz im Wasser auflösen, dann mit dem Vollkornmehl vermischen. Anschließend das ASG unterrühren (z.B. Teigkarte).
Die Schüssel abdecken und über Nacht stehen lassen (bei mir ca. 16 Stunden).
Kochstück:
150g Wasser (kalt)
30g Dinkelmehl Type 1050
10g Salz
Alles mit dem Schneebesen in einem Kochtopf verrühren und zu einem Pudding kochen. Frischhaltefolie auf die Masse legen, damit sich keine Haut bildet. Abkühlen lassen (kann ebenfalls über Nacht stehen bleiben).
Hauptteig:
Sauerteig
Kochstück
470g Dinkelmehl Type 1050
Mit der Maschine Sauerteig und Kochstück miteinander vermischen. Anschließend das Dinkelmehl portionsweise unterkneten.
Sobald ein glatter Teig entstanden ist, Brot oder Brote formen und Gärkorb damit füllen.
Die Stückgare war bei mir, einschließlich Ofen aufheizen, ca. 5 Stunden.
Backtemperatur mit Dampf bei 250 °C. Nach 40 Minuten auf 200 °C herunter gedreht und Dampf abgelassen.Backzeit ca. 1 Stunde und 10 Minuten.
Geschmackstest: ein mildes Brot, zu dem man nur Butter und etwas Salz braucht und vielleicht ein Gläschen Rotwein…….
LG. Rainer
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Dietmar Kappl
Hallo Rainer,
mir wäre die ganze Roggenmehlmenge eventuell zuviel, aber schön zu wissen das es klappt 😉
Brot sieht klasse aus!
Lg. Dietmar
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Andreas Renner
Kann ich der Salzsauer auch mit Weizenmehl machen und ansetzen.
Vielen Dank
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Thorsten M.
Ist sicher nicht mehr aktuell. Aber, für die wie ich zufällig darauf stoßen, weil sie die gleiche Idee haben. Uniferm bietet genau für diesen Zweck einen Starter für Weizenvorteige an. Ziel ist hier einen milden Sauerteig zu erzeugen, der auch zu Brötchen passt.
Hab das selbst noch nicht gemacht, werde aber Experimente in diese Richtung beginnen.
Und nebenbei, weil es an anderer Stelle diskutiert wurde. Die 2% Salz sind keine fixe Größe. Der ursprüngliche Monheimer Salzsauer wurde mit 5% Satz geführt. Mit 2% wird der “moderne” Monheimer Salzsauer geführt. Mit der Satzmenge kann man, wie schon erwähnt., eben das Verhältnis zwischen Hefen und Milchsäurebakterien steuern. In einem Artikel im bei “Wissensforum Backwaren” wird der Einsatz von 4% Salz für besonders triebstarke Sauerteige, welche das Backen ohne zusätzliche Hefe ermöglichen sollen, diskutiert.
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Dietmar Kappl
Hallo Andreas,
hab ich leider noch nie versucht 😉
Warum möchtest du Salz in den Weizensauer geben?
Lg. Dietmar
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Mario G.
Hallo,
grundsätzlich ist die Frage schon interessant. Schließlich soll ein Hauptgrund der Salzzugabe im RST ja die Verlangsamung der Stoffwechselprozesse sein und laut Lutz’ Information aus seinem BBB#4 geht diese Verlangsamung eher zu Lasten der säurebildenden MO als der Hefen. Dazu betont er die geschmackliche Abrundung und die Unkompliziertheit.
Dann liegt der Gedanke, die gleichen Vorteile in einem Weizen- oder Dinkel-ST auch durch die Salzzugabe zu erzielen, doch sehr nahe, besonders weil WST durch die hohe ASG-Menge und Temperatur immer schnell reif werden und so sehr viel mehr Aufmerksamkeit erfordern.
Ich bin aber auch noch nicht dazu gekommen, das mal auszuprobieren; mein Fokus liegt auf RST, gerne auch als einziges Triebmittel im zB. 80%-Dinkelmischbrot.
Viele Grüße, danke für alles und weiter so!
Mario
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Dietmar Kappl
Hallo Mario,
klar kann man das auch machen und der Grundgedanke ist klasse!
Probiert hab ich es aber selber auch noch nie 🙁
Lg. Dietmar
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Hubert v. Thailand
Das habe ich zwar schon irgendwann einmal gelesen, dann aber aus den Augen verloren. Auch eine gangbare Variante fuer mich, den setze ich mit 35 Grad an, tagsueber hat er schoen war und ueber Nacht darf ins Schlafzimmer, da ist die Klimaanlage auf 25 Grad eingestellt. Optimal, das werde ich versuchen. Die Befuerchtung von Tanja, dass es fad schmecken wird habe ich nicht, mit dem “Berliner Kurzsauer” schmeckt ja auch kein Brot fad, der hat aber viel weniger Zeit , um sich zu entwickeln.
LG
Hubert
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Tanja
Lieber Dietmar,
wenn man Rezepte mit Detmolder Einstufenführung auf das Monheimer- Salzsauer-Verfahren umbauen möchte, wie geht man da vor? Einfach nur ASG verdoppeln (20% statt 10%) und 2% Salz hinzu (vom Hauptteig wieder abziehen) oder ändert sich auch die zu versäuernde Mehlmenge?
Viele Grüße Tanja
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Dietmar Kappl
Hallo Tanja,
ja genau, aber die Salzmenge ist vom Sauerteigmehl zu berechnen!
(Manche nehmen 2% von der Gesamtrezeptur!!)
Lg. Dietmar
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Tanja
Lieber Dietmar, das ging ja schnell, klasse! Ich überlege gerade, ob ich das bei der Kümmelkruste so mache. Ist es richtig, dass dann das Brot etwas milder wird oder denkst du, es schmeckt dann fad? Es hat ja eine recht hohe Versäuerung mit 50% des Roggenmehls.
LG Tanja
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Dietmar Kappl
Wird dich vom Hocker reißen 🙂 🙂
Lg. Dietmar
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