Feuerwecken mit 30 Std Wannengare
Der eine oder andere Leser wird sich jetzt denken – dreht der Typ jetzt komplett durch? So ein Brot kann er doch nicht in den Blog stellen?!
Einige haben ja recht und in den Verkauf würde ich so ein Brot auch nicht geben, aber als ich das Brot aus dem Ofen holte, wusste ich sofort das kommt definitiv in den Blog! Warum muss immer alles so geleckt und einwandfrei aussehen, wenn doch der Geschmack im Vordergrund steht? Wahrscheinlich haben meine ersten Backversuche im Holzofen bei Michael Spuren hinterlassen.
Da es sich um eine lange Reifezeit handelt, hab ich absichtlich auf Vorteige und Sauerteige verzichtet! Bei so langen Fermentationszeiten reduziere ich meist die Vorstufen auf ein Minimum oder verzichte komplett. Viel lieber spiele ich mich hier mit unterschiedliche Mehltypen und versuche hier die Grenzen der Aromabildung ohne Vorteige auszutesten.
Für diesen Versuch könnt ihr all eure Mehlreste aufbrauchen und in einem Teig zusammenzuführen. Die Teigausbeute (TA) würde ich je nach Mehlsorte zwischen 165 und 180 anpassen.
- österreichische & deutsche Mehle (W550/700): TA 165
- ital. Tipo (0/00): TA 170
- Hartweizenmehl: TA 173
- Ruchmehl: TA 180
- Vollkornmehl (fein vermahlen): TA 175
FAZIT: Für mich ist dieser Wecken der absoluter Hingucker für jede Grillfeier (bei der Krustenfarbe bitte nur unter Freunden)! Einfache Herstellung, geschmacklich TOP und das Zeitmanagement ist schon fast unschlagbar.
Rezept
für ein Teiggewicht von 1728g / 3 Stk zu je 679g Teigeinlage
Gesamtrezeptur
700g | Weizenmehl Type 550/700 | 70% |
300g | Hartweizenmehl | 30% |
700g | Wasser 10°C | 70% |
23g | Salz | 2,3% |
5g | Hefe | 0,5% |
Herstellung
- Mehl und Wasser in der Knetmaschine 2 Minuten langsam mischen.
- Anschließend abgedeckt 45 Minuten zur Autolyse stehen lassen.
- Nach der Autolyse Salz und Hefe hinzufügen und 10 Minuten langsam mischen. Nachdem sich der Teig vollständig von der Kesselwand löst, wird dieser weitere 2 Minuten schnell geknetet.
- Nach der Teigherstellung den Teig in eine geölte Wanne geben.
- Nach 45 und 90 Minuten falten.
- Anschließende Wannengare im Kühlschrank: 18-30 Std.
- Sobald der Teig eine Volumenszunahme von 30-35% erreicht hat, wandert dieser in den Kühlschrank. Dort reift der Teig nun bei 4°C und entwickelt sein Aroma.
- Zur weiteren Aufarbeitung wird die Teigwanne aus dem Kühlschrank genommen und akklimatisiert für etwa einer Stunde bei Raumtemperatur. Zeitgleich wird das Backrohr auf 250°C vorgeheizt.
- Anschließend den Teig auf eine bemehlte Arbeitstafel kippen und längliche Wecken abstechen. Die abgestochenen Teiglinge nicht mehr viel nachbearbeiten – wir wollen es rustikal!!!
- Bei 3/4 Gare den Teigling mit kräftigen Schwaden in den Ofen schieben.
- Backtemperatur nach 10 Minuten auf 230°C reduzieren und nach Optik ausbacken.
- Mindestbackzeit 30 Minuten
132 Kommentare
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Micha
Tja Dietmar, ich sag mal DANKE für das einfache aber geniale Rezept. Habe eine Mischung aus Ruchmehl, Semola Rimacinata, Hartweizenmehl, Caputo Rosso 0 und 812er gemacht. Typisches Rumford Rezept – alles was rumliegt und fort muss. Beim Abstechen hab ich bei drei Broten noch etwas vom Rimacinata eingewirkt, um zu sehen wie’s aufreißt. Bin sehr zufrieden! Gestern an meine üblichen “Kunden” (Freunde und Familie) ausgeliefert und gemeinsam verkostet, mit gesalzener Butter und Olivenöl und Salz. Etwas Rotwein war glaube ich auch im Spiel ;-). Es ist quasi VERDUNSTET!!! Ich setzt dann mal wieder Teig an – mal schauen, was noch so rumford 🙂 Beste Grüße vom Alpenrand!
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Dietmar Kappl
Also Micha
das ist der absolute BROT-PORNO 🙂 🙂
MEGA MEGA MEGA!!!!!!
Deine Freunde werden nichts anderes mehr wollen 😉
Lg. Dietmar
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Swen Paulsen
Hervorragend, dazu habe ich eine italienische Tomatensuppe mit Pecorino und schon scheint die Sonne wieder…
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Dietmar Kappl
Hallo Swen,
die Wecken haben richtig AROMA – das sieht am auf den ersten Blick 🙂
Lg. Dietmar
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Düssel-Stefan
Freunde der Sonne! Das ist viel Brot für einen kleinen Haushaltsofen!
40 Minuten gebacken, 200g 812er, 400g Ruchmehl, 100g Weizen-VKM und 300g Hartweizenmehl.
Der Abend kann kommen. Die Außentemperaturen erlauben gerade lange kühle Gare in Balkonien. Seeehr praktisch!
Danke Dietmar! Die Freude ist groß, der Hunger größer. Eins wird gleich verschenkt. Schaun mer mal.
Liebe Grüße aus Düsseldorf
Stefan
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Düssel-Stefan
Danke, Dietmar! Wie war das mit Not und Tugend? 😉
Ganz ehrlich, man glaubt ja nicht, was Zeit hier bewirkt. Mehl, Wasser, Salz und Hefe. Das war’s. Und Zeit — die ein Aroma produziert…unglaublich. Kann man nur jedem Neuling empfehlen, zu erfahren, was das allein ausmacht!
Apropos Zeit: Bei der Backzeit wäre auch noch was gegangen. Von 35 auf 40 Minuten musste ich schon mit mir kämpfen. Im Nachhinein wären 5 mehr durchaus drin gewesen… In diesem Sinne: Nur Mut! Lasst sie drin, sie werden es Euch danken!
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Dietmar Kappl
Zeit war schon immer ein wichtiger Punkt um gutes Brot zu backen 🙂 🙂
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Dietmar Kappl
Hallo Stefan,
die Idee mit den aneinandergereihten Wecken finde ich zu diesem Brot genial 🙂
SUPER!!!!
Lg. Dietmar
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Düssel-Stefan
…und der Anschnitt.
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Dietmar Kappl
Der Oberhammer 🙂 🙂
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Axel
Hallo Dietmar,
wieder ein klasse Brot. Und warum nicht in den Verkauf? Wohnte ich (leider) nicht hunderte Kilometer entfernt von Eurer Bäckerei, hätte ich direkt zugeschlagen, sobald es in der Auslage gewesen wäre. 😉 Was ich daran aber auch super finde: Es macht Mut und animiert dazu, Dinge auszuprobieren. Das würde ich gerne mehr und häufiger tun, aber so viel Brote können Familie & Co. gar nicht verdrücken😜.
Ganz viele Grüße
Axel
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Dietmar Kappl
🙂 🙂
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Achi
Hi Dietmar,
mm ja, sieht lecker aus. Mach ich auf jeden Fall.
Aber … ist da was mit der TA durcheinandergekommen ?
Lg. Achi
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Renate
Genau so würde ich die in den Verkauf geben! Da sieht man noch das Handwerk und wenn ich beim hiesigen Kettenbäcker ins Regal schaue, da liegen Brote alle schauen gleich aus, eben wie aus der Fabrik! Da ziehe ich doch so ein Brot, wie das hier vorgestellte, 100 Mal vor!
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Dietmar Kappl
Du machst mich gerade verlegen 🙂 🙂 🙂
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Sonja Freyer
Wie lange wäre 3/4 Gare bei Raumtemperatur ?
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Dietmar Kappl
Ich vermute mal nach der Aufarbeitung weitere 60-75 Minuten 😉
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Stefanie
Bei meinen Eltern im Ort gibt es einen Bäcker, der einen “Feuerlaib” verkauft, die deine Feuerwecken eher blass wirken lässt. Und den gibts da schon seit etlichen Jahren zu kaufen, es scheint also durchaus Kundschaft für “verbranntes Brot” zu geben.
Das Rezept ist auf jeden Fall sehr schön und lässt mich von gemütlichen Grill-Treffen träumen.
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Georg Mildenberger
Lieber Dietmar,
die sind ja ganz wunderbar! Ein hiesiger Bäcker von der besseren Sorte hat sogenannte Dunkel-Dinkel-Doppel-Wecken im Angebot, die ein wenig ähnlich aussehen. Wenn auch etwas blaß gegenüber Deinen Feuerwecken.
Ich jedenfalls bin gleich motiviert worden, das LesBoules gleich noch ein paar Stunden länger im Kühlschrank zu lassen. Ich bin gespannt, was dabei herauskommt.
Liebe Grüße und mach weiter so!
Schorsch
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Dietmar Kappl
Schorsch ich warte gespannt auf dein Ergebnis 🙂
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Georg Mildenberger
Lieber Dietmar, kannst Du haben.
Der Teig ist nur mit LM, also ohne Hefe. Drum habe ich mir auch die lange Gare getraut. das waren am Ende so ca. 39 Stunden bei ca. 4 Grad. Die Teiglinge wollten dennoch schon selber aus dem Körbchen.
Nach dem Schneiden sackte das ganze etwas zusammen. Ich habe extra flach geschnitten, grade durch die Haut durch (die war ganz schön dick).
Den Ofen hatte ich schon mal auf 270 Grad geheizt und dann runter auf 220 (leider etwas zu spät).
Die Brote sind dann noch schön aufgegangen. Beim Abkühlen haben sie sich aber wieder zusammengezogen und auch kräftig Risse gekriegt. Daher die Wellen in der Kruste. Die Krume ist super geworden.
Schöne Ostern Dir und Euch und Euch allen!
Schorsch
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Dietmar Kappl
Hallo Schorsch,
bei solchen Teiglingen darfst du diese nicht mehr schneiden – ein Wunder das diese noch so aus dem Ofen kamen 🙂
Hätte ich meine Wette verloren 😉
Lg. Dietmar
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Georg Mildenberger
Lieber Dietmar, mir war auch so, als sollte ich es lassen. Aber wie es so geht, ich war halt unglaublich neugierig, was wohl passieren wird. Und dann dachte ich mir, einen schneidest Du und einen nicht, zum Vergleich. Nachdem der erste Schnitt nicht so schön war, und nichts ganz schlimmes passierte – na da kam der andere halt auch noch dran.
Das nächste Mal lasse sich es, versprochen.
Liebe Grüße
Schorsch
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Dietmar Kappl
🙂 🙂
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Robert Schoppmann
Hi Dietmar,
das ist ja ein Kracher ! Dieses Rezept steht schon auf meiner Backliste für die bevorstehende Grillsaison. Die Brote sind sehr gut in Szene gesetzt und lassen die Aromenvielfalt erahnen. Sehr gut auch, dass Du die TA zu verschiedenen Mehlarten angegeben hast. So können auch Restbestände schnell verbacken werden. Einfach genial !!!
Beste Grüße
Robert
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Dietmar Kappl
Hallo Robert,
und wem hab ich das in Szene setzten zu verdanken 😉
Ich kann mich nur tausend mal bei dir bedanken!
Lg. Dietmar
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Kathrin
Das wär jetzt was zum Frühstück….
Die Kruste darf doch ruhig auch mal ein bisschen “dunkler” sein :-). Für mich siehts genau richtig aus.
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Dietmar Kappl
Hätte ich nicht gedacht, das der Wecken solchen Zuspruch bekommt 🙂
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Wildes Brot
Didi, so und nicht anders, sollen alle Dich für komplett irre halten, ich finds cool!!!
Wilde Grüße
Irmgard
http://www.wildes-brot.de
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Swen Paulsen
Dietmar, wenn sie dich wegen Acrylamid verklagen, hol ich dich natürlich raus… Geil…
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Dietmar Kappl
Solange es bei den Schweizern unter HALBGEBACKEN deklariert wird, hab ich nicht zu befürchten 🙂 🙂
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Peter
Klar Swen, wenn nötig auch mit der Feuerwehr.
Peter
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